Die SPIEL 2015 ist für mich vorbei, doch auch zwei Tage reichen kaum aus, um alle Neuheiten zu sehen. Besonders begeistert hat mich die vergrößerte Halle 7, hier warteten die meisten Geheimtipps oder völlig unbekannte Spiele.

Guild Ball ist ein Fantasy Football Tabletopspiel, in dem zwei Fraktionen zu jeweils sechs Feldspielern gegeneinander antreten. Gewonnen hat, wer zuerst 6 Siegpunkte errungen hat, entweder durch Torschüsse (4 Punkte) oder getötete gegnerische Modelle (2 Punkte). Die Zusammenstellung des eigenen Teams ist denkbar einfach, ein Team muss immer einen Kapitän, ein Maskottchen und vier Spieler beinhalten, Punktekosten entfallen.
Jedes Modell bringt eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten mit, diese werden zu Beginn einer Runde aus dem Pool an die Spieler des eigenen Teams verteilt und legen fest, wie viele Aktionen das jeweilige Modell versuchen kann. Hinzu kommen Spielfluss-Punkte, die während der Partie durch bestimmte Aktionen wie Passen oder das Töten eines Gegners generiert werden, und für besondere Manöver, Torschüsse oder zusätzliche Würfel ausgegeben werden können. Generell wird eine Anzahl w6 in Höhe des Fertigkeitswertes geworfen, 4+ ist ein Erfolg, bei offensiven Aktionen zählt der Verteidigungswert des Widersachers. Taktische Manöver wie die Bindung im Nahkampf, Gelegenheitsangriffe oder Tackle, um einem Gegner den Ball abzunehmen, sind selbstverständlich ebenfalls möglich.

Tail Feathers von Plaid Hat Games ist eine wunderbare Erweiterung des Maus & Mystik Universums, es gibt sogar Regeln, die bekannten (und im besten Fall bereits bemalten) Helden weiter zu verwenden. Tail Feathers ist ein kompetitives, missions- und storygetriebenes Tabeltop-Spiel für 2-4 Spieler. Die eine Seite verkörpert dabei die Ratten, die andere die Mäuse, welche in unterschiedlichen, aufeinander aufbauenden Missionen um die Vorherrschaft kämpfen. Regeln für ein freies Spiel mit punktbasiertem Einheitenkauf sind ebenfalls enthalten. Berittene Einheiten können diverse Flugmanöver ausführen und werden mithilfe von Schablonen frei bewegt, wohingegen Bodentruppen entweder an verdeckten Missionen teilnehmen, oder sich auf einem Blatt stehend segelnd fortbewegen. Generell wurde der Flair sehr gut spielmechanisch umgesetzt, verletzte Vögel beispielsweise lassen Schwanzfedern, welche die Sicht behindern, bis sie schließlich zu Boden fallen und aus dem Spiel entfernt werden. Eine Mission lässt sich gut in 60-90 Minuten bestreiten, während die Spielregeln einfach zu erlernen sind und trotzdem genug taktische Möglichkeiten für spannende Gefechte bieten.

Der Award für das „speziellste“ Spiel geht aus meiner Sicht an Tanto Cuore in der Oktoberfest-Edition. Die Spielmechanik erinnert frappierend an Dominion, allerdings werden keine Gebäude errichtet, sondern Kellnerinnen engagiert. Diese werden auch nicht mit Geld bezahlt, sondern mit Liebe, der Standard-Währung im Spiel. Zusätzlich kann man sich durch den Erwerb diverser Biersorten Siegpunkte sichern, vorausgesetzt, man wird nicht betrunken, dann verfallen diese zusätzlichen Punkte nämlich wieder. Die Regeln sind solide und funktionieren wie schon bei Dominion recht gut. Zusätzliche zu den Kellnerinnen gibt es noch Ereignisse, die auch mit Liebe gekauft werden, aber nur zeitlich begrenzt Auswirkung haben. Statt der regulären Promokarten wurde speziell für die Messe ein Satz mit Fotos der Verkäuferin anstelle der Zeichnungen erstellt. Habe ich schon erwähnt, dass man für jedes gekaufte Spiel ein Freibier bekommt?

Gekauft habe ich nur „De Bello Britannico“ für Engel, vielen Dank an dieser Stelle nochmals an die freundliche Besucherin des Uhrwerk-Standes und ihrem Kurzabriss über den Band. Da steht meiner Gruppe bald endlich die versprochene Kampagne bevor. Apropos Engel, das neue Banner am Stand verrät schon vor offizieller Bekanntgabe, wohin die Reise der Engel beim Uhrwerk Verlag geht: es kommt eine FATE-Version! Ob diese die bestehenden Systeme Arcana und d20 ergänzen oder ersetzen soll wurde noch nicht verraten, die amtliche Ankündigung dürfte aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.